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Taiga liebt Norman
Eine Liebesgeschichte der Extraklasse

Oberhalb von Malbun auf 2’000 Metern über Meer ist regelmässig eine Königin anzutreffen: neun Zentimeter lange Krallen nennt sie ihr Eigen, 31 Jahre alt, sieben Kilo schwer und über 200 km/h schnell ist sie. Die Rede ist von Taiga, einem Steinadlerweibchen mit einer Flügelspannweite von stattlichen 2,20 Metern. Zusammen mit dem erfahrenen Falkner Norman Vögeli führt sie auf den weltweit einzigartigen Adler-Erlebnis-Wanderungen Einzelpersonen und Gruppen von Frühjahr bis Herbst ihre beeindruckenden Fähigkeiten vor.

Die weltweit einzigartige Adler- Erlebniswanderung findet auf rund 2’000 m.ü. M. im natürlichen Lebensraum der Steinadler statt. Eine Adlerwanderung mit Norman Vögeli erleben und teilhaben an seinem enormen Wissen über biologische und geschichtliche Hintergründe der Falknerei.

In Vögelis Falknerei und Hotelbetrieb «Galina» warten 20 weitere Greifvögel, darunter Habichte, Falken und ein Mäusebussard, darauf, in einer täglichen Show auszufliegen. Doch die grösste Attraktion bleibt die Königin der Lüfte – dabei könnte Norman Vögeli sein Steinadlerweibchen jeden Moment an die Natur verlieren, denn Adler kann man nicht zähmen. Sobald die Jagdvögel mit fünf Jahren geschlechtsreif werden, suchen sie sich einen Partner, mit dem sie ihr weiteres Leben monogam verbringen. Doch Taiga hat sich für Norman Vögeli entschieden und verzichtet auf ihr natürliches Revier, das in freier Wildbahn mindestens so gross wäre wie ganz Liechtenstein.

Interview mit Falkner Norman Vögeli

Norman Vögeli ist Falkner aus Leidenschaft. Das kann jeder miterleben, der sich auf eine Adlerwanderung im Malbun einlässt. Der Hotelier hat geschafft, was nur eine Handvoll Menschen vor ihm zustande brachten: Dass seine Adlerdame ihn «heiratet». Das verdankt er seinem enormen Wissen über Greifvögel und seinem untrüglichen Gespür für sie.

Norman, ehrlich: Hast du dein Hobby passend zu deinem Namen gewählt oder ist «Vögeli» dein Künstlername?
Norman Vögeli: Dass mein Name witziger Zufall ist, hab ich erst gemerkt, als mich eine Journalistin vor vielen Jahren darauf aufmerksam machte. Obwohl man sagt: «Nomen est omen», bin ich der einzge Falkner in der Familie. Ich war schon als Kind hin und weg, wenn der Förster vom Adlerhorst erzählte.

Nur ganz wenige Adler bleiben auch nach der Geschlechtsreife bei ihrem Falkner. Taiga hat dich sozusagen geheiratet?
Ich habe die Adlerdame Taiga mit acht Jahren als Wildfang erhalten und seither lebt sie bei mir. Adler sind nach fünf Jahren geschlechtsreif und suchen sich dann einen Partner, mit dem sie ihr Leben monogam verbringen. Taiga hat sich für mich entschieden. Dennoch weiss ich nie, ob sie bei mir bleiben wird.

Warum? Ist sie denn nicht zahm?
Adler kann man nicht zähmen. Ein Adler trifft seine Entscheidungen sein ganzes Leben lang autonom, selbst wenn er bei Menschen aufgewachsen ist. In den ersten fünf Jahren mag er es noch als praktisch empfinden, dass er für sein Futter nicht gleich hart kämpfen muss wie seine Artgenossen. Aber danach verlieren die meisten Falkner ihre Adler an die Natur.

Wie kommunizierst du mit Taiga?
Sie nimmt meine Schwingungen wahr und umgekehrt. Sie merkt genau, wenn ich schlecht gelaunt bin. Dann ist es besser, ich komme ihr nicht zu nah. Und ich merke ebenfalls, wenn sie nicht in der Stimmung ist für Besuch. Dann lasse ich sie in Ruhe.

Und wenn du mit ihr auf eine Adlerwanderung mit Gästen gehen willst und sie hat keine Lust?
Dann hat sie eben keine Lust. Ich kann sie nicht manipulieren. Adler kennen keine sozialen Zwänge wie wir Menschen. Sie leben im Hier und Jetzt. Dem zolle ich Respekt. Nur deshalb ist Taiga noch bei mir. Aber ich habe noch einen anderen Adler. Einer von beiden ist meist gut drauf für die Wanderung.

Wie nimmst du ihre Schwingungen wahr?
Wir Menschen funktionieren gar nicht so anders als die Vögel. Sie zu spüren, ist die Kunst. Und man muss sich intensiv mit den Tieren beschäftigen. Nähme man uns alle Krücken der modernen Zivilisation ab – wie Antibiotika, Supermärkte und Sozialhilfe – und wir müssten wieder ums Überleben kämpfen, würden wir uns ähnlich verhalten wie die Adler.

Wie meinst du das?
Wir würden uns nur mit den Menschen umgeben, die uns gut tun. Bei Adlern gibt es verschiedene Charaktere. Es werden nie zwei zusammenkommen, die genau gleich sind. Es müssen zwei verschiedene Typen sein, die sich unterstützen und ergänzen.

Ist das eines deiner Credos beim Mentalcoaching?
Im Rahmen der Teambildung gehe ich auf diese Themen bei der Adlerwanderung ein. Gemischte Teams sind – auch in der Natur – erfolgreicher. Diese Systeme und Strategien haben sich bei den Adlern seit Jahrtausenden unter den schwierigen Bedingungen bewährt. Da können wir weiterhin einiges lernen.

Stimmt es, dass Taiga Jimi Hendrix mag? Wenn ich mit ihr jagen will, wecke ich vorher ihren Jagdinstinkt, indem ich Musik aus den 60ern spiele, die etwas aggressiv ist. Dasselbe haben Menschen früher vor Kriegen gemacht. Sie haben sich mit Musik in Trance versetzt und sich spirituell auf ihren womöglich bevorstehenden Tod vorbereitet. Mit Jimi kommt Taiga ziemlich in Fahrt.

 

Tina Weirather auf Besuch

Liechtensteins Ex-Skiass Tina Weirather besucht die Falknerei Galina
in Malbun und erfährt von Falkner Norman Vögeli viel Spannendes über
den König der Lüfte.

Was bedeutet für Norman Vögeli ...?

Freiheit: Gesundheit
Geld: ein notwendiges Übel
Privatheit: Musik
Ehrlichkeit: sehr wichtig
Familie: Glück
Sport: Abwechslung
Lebensqualität: Liechtenstein
Liechtenstein: Lebensqualität

(Interview: Asha Ospelt-Riederer / Dieser Artikel ist im Liechtenstein-Magazin "oho" 2015/16 erschienen)

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