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Triesenberg

Triesenberg ist ein traditionsbewusstes Bergdorf in Liechtenstein. Entstanden aus einer Walsersiedlung im 13./14. Jahrhundert, hat die Gemeinde über all die Jahre ihre Geschichte in Ehren gehalten.

Lange Jahre galten sie als „dickköpfig“, „eigen“ und „hart im Nehmen“ – und zwar auf liebenswerte Art und Weise: die Triesenberger, die hoch über dem Liechtensteiner Hauptort Vaduz und der Nachbargemeinde Triesen hausen. Ob der Unterschied zum Rest der Landesbevölkerung heute tatsächlich noch so gross ist, sei mal dahin gestellt. Fest steht, dass die Triesenberger sehr stolz auf ihre Herkunft sind. Denn anders als jene Leute im Tal, zählt die Berggemeinde zu den direkten Nachkommen der Walser – jenen Viehzüchtern und Bergbauern aus dem Wallis, die im 12. und 13. Jahrhundert ihre Heimat verlassen haben, um sich in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen. Die erste schriftliche Bezeugung von Walsern am Triesenberg findet sich in einer Urkunde von 1355, einem Schiedsspruch des gräflichen Ammanns, in dem ihnen ein Teil der Alpe Malbun zuerkannt wurde. Doch es wird angenommen, dass sie schon Ende des 13. Jahrhunderts in Liechtenstein sesshaft wurden. 

Natürlich gibt es viel über die Geschichte der Walser und ihre Entwicklung in Triesenberg zu berichten. Im Folgenden soll aber vielmehr der Frage nachgegangen werden, in welchen Bereichen der Walser-Geist heute noch spürbar ist. Denn selbst wenn sich die Gemeinde mittlerweile zu einem beliebten Wohnort für alle Landesbewohner entwickelt hat, ist Triesenberg in vielerlei Hinsicht ein ganz „besonderer Fleck“ geblieben. Und der Zusammenhalt der Triesenberger untereinander ist stark wie eh und je. 

Der kernige Walserdialekt 
„Was hat er gesagt?“, fragt sich so mancher Besucher, wenn er mit einem Ur-Triesenberger spricht. Zu Recht. Wer sich den kernigen Walser-Dialekt nicht gewohnt ist, hat tatsächlich Mühe, ihn zu verstehen. Die Mundart unterscheidet sich deutlich von den Dialekten in den anderen Gemeinden und zeichnet sich unter anderem durch ihren ungewöhnlichen Vokalreichtum sowie durch die Verschiebung des „s“ zum „sch“ oder ihre eigentümlichen Verkleinerungsformen aus. Da werden aus Mäusen „Müüsch“ oder der Wald zum „Waldi“. Es ist den Triesenbergern als grosse Leistung anzuerkennen, dass es ihnen gelungen ist, ihre Sprache über so eine lange Zeit zu pflegen und nicht verwässern zu lassen. Und es ist durchaus eine Tatsache, dass die Mundart das bedeutendste gemeinsame Merkmal aller Walser ist. Sie stellt ein über 700 Jahre altes Bindeglied zwischen sämtlichen Walsersiedlungen im zentralen Alpenraum und dem Ursprungsland an der Rhône dar. 

Masescha-Kapelle als Zeitzeuge 
Die frühen Einwanderer aus dem Wallis besiedelten erst die höheren Lagen wie Masescha, bevor sie sich talabwärts ausbreiteten und die Weilersiedlung Triesenberg bildeten. Als Zeitzeuge der Anfangszeit der Walser steht noch heute die kleine Kapelle auf Masescha. Ihr „Urbau“ wurde vermutlich kurz nach der Ankunft der Walser als sakraler Treffpunkt errichtet und spielte einen wichtigen Faktor für den Zusammenhalt des hart arbeitenden Volkes. Hier trafen sich die Menschen, um den Walserheiligen Theodul zu verehren und neue Kraft für künftige Taten zu schöpfen. Im 15. Jahrhunderts wurde diese Urkapelle wahrscheinlich um das sogenannte „Schiff“ erweitert. Und seit dem 19. Jahrhundert gebot man dem einsetzenden Verfall Einhalt. Die Theodulsglocke, die aus einer Legende stammt, ist 1955 auch Bestandteil des Gemeindewappens geworden. Noch heute wird übrigens – ganz wie in alten Zeiten – der Walserheilige Theodul in der Kapelle auf Masescha verehrt. 

Die Weilersiedlung 
Wer heute durch Triesenberg spaziert, begegnet der alten Tradition praktisch auf Schritt und Tritt. Das Dorfbild ist geschichtlich gewachsen. Während für die frühen Walser Einzelhofsiedlungen in den höheren Lagen wie Masescha und Gnalp charakteristisch waren, breiteten sie sich später talwärts aus, wo sie die typische Streusiedlung mit Weilern wie Üenaboda, Rotaboda, Fromahus, Steinord, Wangerbärg und Litzi gründeten. Zwar ist die einst ausgeprägte Weilersiedlung durch die rege Bautätigkeit seit den 1950er Jahren mittlerweile etwas zusammen gewachsen, aber einige Weiler – wie zum Beispiel Prufatscheng – haben ihren alten Charakter einer Streusiedlung bewahren können. Dies ist auch den Bemühungen der Denkmalpflege zu verdanken, die sich um die Erhaltung historischer Holzställe und Gebäude bemüht. Dazu gehört auch das 400 Jahre alte „Walserhaus“, das im Zentrum von Triesenberg steht und in dem die Wohnkultur des 19. Jahrhunderts noch heute für Interessierte erlebbar bleibt. 

Walsertum zum „Anfassen“ 
Der Stolz auf die Herkunft führt dazu, dass die Gemeinde viel in das Andenken an ihre Geschichte investiert. So informiert das Triesenberger Heimatmuseum, zu welchem auch das 400 Jahre alte Walserhaus gehört, über Geschichte, Kultur und Brauchtum ihrer Vorahnen. Wer sich für die Sagen, Legenden und Geschichten des alten Volkes interessiert, kommt auf dem WalserSagenWeg voll auf seine Kosten. Wandernde begegnen hier bizarren Gestalten wie zum Beispiel dem „Wildmannli“ oder dem „Feuerroten Geissbock“ und erfahren, was es mit dem „Nachtvolk“ auf sich hat. Ein Abenteuer-Weg der besonderen Art. Und all jenen, die nach weiteren Beweisen für den „lebendigen“ Walser-Geist in Triesenberg suchen, sei ein Besuch eines der jährlichen Walsertreffen empfohlen. An diesen folkloristischen Anlässen, in denen die typischen Trachten getragen werden, strömen die Walser von den verstreuten Siedlungen zusammen, um das Gemeinsachaftsgefühl zu stärken und ihre Geschichte in Ehren zu halten. Im Jahr 2010 fand das 17. Internationale Walsertreffen in Triesenberg statt. Ein freudiger Grossanlass, der die Gemeindebewohner noch heute in Erinnerungen schwelgen lässt.

Walserarchitektur
Patrik Birrer, Leiter der Denkmalpflege Liechtenstein, hat sich intensiv mit der Architektur der alten Häuser in Triesenberg befasst und erklärt, wie der Walser-Geist nach rund 700 Jahren noch heute in der Wohnbausiedlung spürbar ist. Lesen Sie das Interview mit Patrik Birrer

  

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