Beltracchi: Unverfälscht

Wolfgang Beltracchi gilt als einer der schillerndsten Kunstfälscher in der Geschichte des modernen Kunsthandels. Gemeinsam mit seiner Frau hat er nicht nur jahrelang die gesamte Kunstwelt erfolgreich hinters Licht geführt und um Millionen geprellt. Die beiden sind in jeder Hinsicht aussergewöhnlich - angefangen bei der besonderen Gabe, die Wolfgang Beltracchi befähigt, in die Zeitepoche und Art eines jeden beliebigen Künstlers einzutauchen. Nach eigener Aussage hat er nie bestehende Werke kopiert, sondern immer «neue» Werke im Stil berühmter Meister gemalt.

Einzigartig ist auch die Liebesgeschichte des Künstler- und Fälscherpaars, ihr gegenseitiges, bedingungsloses Engagement, das Täuschen und Entlarven eines selbstgefälligen Kunstmarktes, ihre dramatische Verhaftung und anschliessende Inhaftierung. Der Briefwechsel des Ehepaares von einer Gefängniszelle zur anderen beschreibt die Selbstreflexion und Läuterung der beiden und war die Grundlage für den Bühnentext von Domenico Blass. Stefan Gubser und Mona Petri dokumentieren das wahnwitzige Leben und die kriminell schöne Liebesgeschichte, untermalt mit Bildern der Beltracchis.

Heute noch hängen gefälschte Bilder von Wolfgang Beltracchi unerkannt in internationalen Kunstmuseen. Auch nach Meinung bekannter Kunstexperten zeichnet Wolfgang Beltracchi nicht nur ein aussergewöhnliches Einfühlungsvermögen aus, sondern auch eine einzigartige Kunstfertigkeit. Ausgehend von der Überlegung, welche Motive ein berühmter Maler eigentlich noch hätte malen müssen, fertigte er neue Werke «im Stile von» an. Linkshänder malte er mit links, Rechtshänder mit rechts. Helene und Wolfgang Beltracchi verdienten Millionen. Zahlreiche Zwischenhändler, Galerien, Sammler, Auktionshäuser verdienten allerdings weit mehr an der Fälschergeschichte als sie. 2010 flog der Betrug auf. Wolfgang Beltracchi führt nach Verbüssen seiner Gefängnisstrafe heute ein zweites Leben als Künstler mit seinen eigenen Werken.

Im Anschluss Publikumsgespräch mit Helene und Wolfgang Beltracchi.